Bodyneutrality als Station auf dem Weg zur Bodypositivity
Wenn es um Körperbilder geht, kommen wir um das Konzept der Bodypositivity nicht herum. Den eigenen Körper lieben, klingt doch gut!
Zu Recht gibt es hier aber einige Kritikpunkte:
Wir haben uns sehr weit vom Ursprung dieses Konzepts entfernt. Der ist in den 1960ern zu finden, in der Fat-Acceptance-Bewegung der USA. Hier war Bodypositivity ein existenzieller Teil des Kampfes gegen Bodyshaming, Hass und Diskriminierung von Schwarzen, fetten, queeren und behinderten Körpern.
Die Bewegung wurde, nicht zuletzt durch Medien und vor allem durch Social Media, dem eigentlichen Sinn entrissen und wird nun vorwiegend durch normschöne Personen verwendet und verbreitet. Natürlich darf sich jeder auch mal schlecht fühlen im Körper, aber als Kampfbegriff ist er dann nicht mehr einzusetzen.
Das Konzept baut genau durch diese Entfremdung und Prägung auf normschöne Körper einen extremen Druck auf. „Ich MUSS meinen Körper lieben, sonst stimmt was nicht.“
Genau dagegen hat sich das Konzept der Bodyneutrality heraus entwickelt. Für viele ist es eine Station auf dem Weg zur Bodypositivity. Ich finde, ich kann beides nebeneinander fühlen. Und vor allem auf andere anwenden. Ich find mich selber mega gut? Tolle Schenkel, mega Haare? Super! Der Bauch ist dick, die Finger kurz? Ok, ganz neutral gesehen, ok. Mein Körper darf alles sein, muss er aber nicht, er IST einfach. Und das ist gut so.
Bodyneutrality kann aber nicht nur für eigenes Feel-Good sorgen, sondern auch alle Diskriminierungen rund um Bodyshaming verringern. Die Person ist fett. Ok. Kein Fatshaming, keine verletzten Gefühle. Die Person sitzt in einem Rollstuhl. Ok. Kein Ableismus, keine verletzten Gefühle. Ich sage nicht, dass Bodyneutrality die Allround-Lösung ist, aber sie kann uns allen schon sehr helfen.